Über die Entstehung dieses Buches

Ist es nicht faszinierend, alten Menschen zuzuhören, wenn sie von früher erzählen? Als sich ein ehemaliger Bahnhofvorstand für einen meiner Zeitungsberichte an seine Lehrzeit erinnerte, war ich sehr beeindruckt. So entstand die Idee zur Serie „Damals im Freiamt“ mit Porträts von Freiämterinnen und Freiämtern, die aus ihrem Leben erzählen. In den Jahren 2009 bis 2014 erschien monatlich ein Bericht in der Aargauer Zeitung – 50 waren es insgesamt. 

Mit der Serie „Damals im Freiamt“ lernte ich die Geschichte einer Gegend kennen, die mir bis anhin nicht bekannt war. Aufgewachsen in der Stadt Zürich, später in Bergdietikon und seit vielen Jahren mit meiner Familie auf dem Mutschellen wohnend, blieb ich doch lange „Zürich-orientiert“.  

Dank der vielen Gespräche mit den Freiämterinnen und Freiämtern erfuhr ich viel über das Leben in der Zeit von 1900 bis 1950. Vom einfachen aber bei weitem nicht sorgenfreien Alltag, von der Strohindustrie, dem Torfstechen oder der Arbeit auf einem Bauernhof damals. Von einer Zeit, in der die Eltern für eine Lehrstelle zahlen mussten, und von der Selbstverständlichkeit, als Kind in jeder freien Minute zu Hause mitanzupacken. Wo die Schulferien in die Erntezeit gelegt wurden, wo Spielsachen Träume blieben, Geburtstage normale Tage waren und es zu Weihnachten eine Schoggi und ein paar Socken gab. Oftmals mussten die jungen Menschen damals ihre Träume begraben, da es keine Möglichkeit gab, diese zu verwirklichen. Und trotz allem blieben die Menschen zufrieden mit dem, was sie hatten. Man kannte ja nichts anderes, wie „meine“ Freiämterinnen und Freiämter stets sagten.

Für mich war bald klar, die Erinnerungen an das Leben von damals dürfen nicht vergessen gehen. So wie ich, sollen auch andere Menschen, die im Freiamt aufwachsen, hier wohnen oder sich für diese schöne Gegend interessieren, erfahren, wie man hier einst lebte. 

Die 50 Berichte, die in diesem Buch zusammengefasst sind, zeigen ein Stück Freiämter Geschichte auf. Mit ihren einfachen und humorvollen Erzählungen bringen uns die porträtierten Freiämterinnen und Freiämter die Zeit, als sie selber noch Kinder, Jugendliche oder junge Eltern waren, näher. 

Lassen Sie sich beim Lesen in jene Zeit zurückversetzen und erleben Sie das Freiamt von damals.

Viel Vergnügen wünscht Ihnen

Yvonne Steiner-Locher